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Bürgergeld Hinzuverdienst: Was wird nicht angerechnet?

Bei Bürgergeld Bezug gibt es Freibeträge für anrechnungsfreien Zuverdienst, doch lohnt sich Arbeit überhaupt?

Die Einführung des Bürgergeldes in Deutschland hat eine wichtige Neuerung mit sich gebracht: die Hinzuverdienstregelungen. Doch der Aspekt des Zuverdienstes ist nicht gänzlich neu, da er bereits im Zusammenhang mit Hartz 4 existierte. Dennoch sind die aktuellen Regelungen des Bürgergeldes von großer Bedeutung, da sie das Sozialleistungssystem Deutschlands maßgeblich beeinflussen. In diesem Artikel werden wir uns detailliert mit den Hinzuverdienstregelungen im Rahmen des Bürgergeldes befassen, aufzeigen, was nicht angerechnet wird, und die Kritikpunkte hinsichtlich des Anreizes zur Aufnahme von Arbeit diskutieren. Darüber hinaus werden wir mögliche Reformen und die Zukunftsperspektiven dieses Systems beleuchten.

Einkommensfreibeträge beim Bürgergeld

Die Einführung des Bürgergeldes hat die Sozialleistungen in Deutschland grundlegend verändert. Eines der zentralen Elemente sind die Hinzuverdienstregelungen, die es ermöglichen, Einkommen zu erzielen, ohne dass dies vollständig auf die Grundsicherungsleistungen angerechnet wird. Diese Regelungen sind in verschiedene Stufen unterteilt:

  • Grundfreibetrag: Jeder Empfänger des Bürgergeldes hat Anspruch auf einen Grundfreibetrag von 100 Euro. Das bedeutet, dass die ersten 100 Euro des monatlichen Einkommens nicht auf das Bürgergeld angerechnet werden.
  • 1. Stufe: Für Einkommen über 100 Euro bis zur Minijobgrenze von 520 Euro gilt ein Freibetrag von 20 Prozent. Das bedeutet, dass 20 Prozent des Einkommens zwischen 100 und 520 Euro nicht angerechnet werden.
  • 2. Stufe: Bei Einkommen zwischen 520 und 1.000 Euro beträgt der Freibetrag 30 Prozent. Dieser Freibetrag soll Anreize schaffen, in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung tätig zu sein.
  • 3. Stufe: Einkommen über 1.200 Euro (bzw. 1.500 Euro mit Kindern) unterliegen einem Freibetrag von 10 Prozent. Dieser Freibetrag ermöglicht es, auch bei höheren Einkommen einen Teil des Einkommens zu behalten.

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Beispiele zur Einkommensanrechnung

Um die Auswirkungen der Freibeträge zu verdeutlichen, betrachten wir zwei Beispiele.

Wie wird ein 520 Euro Minijob angerechnet?

Bei 520 Euro Einkommen aus einem Minijob werden als Freibeträge der Grundfreibetrag sowie 20% von 420 EUR abgezogen und bleiben anrechnungsfrei.

Grundfreibetrag100 EUR
20% von 420 EUR (1. Stufe)84 EUR
Anrechnungsfrei184 EUR

Bei 520 Euro Einkommen bleiben 184 Euro als anrechnungsfreier Hinzuverdienst. Der übersteigende Betrag von 336 Euro (520 – 184 Euro) wird als Einkommen beim Bürgergeld angerechnet und kürzt die Sozialleistung.

Wie werden 800 Euro Einkommen angerechnet?

Bei einem Verdienst von 800 Euro wird ebenfalls der Grundfreibetrag abgezogen, dazu die Freibeträge der ersten Stufe (20% von 420 Euro) sowie der Freibetrag der zweiten Stufe (30% von 300 Euro)

Grundfreibetrag100 EUR
20% von 420 EUR (1. Stufe)84 EUR
30% von 300 EUR (2. Stufe)90 EUR
Anrechnungsfrei274 EUR

Bei 800 Euro Gehalt bleiben 274 Euro als anrechnungsfreier Hinzuverdienst. Der übersteigende Betrag von 526 Euro (800 – 274 Euro) kürzt das Bürgergeld.

Kritikpunkte: Lohnt sich Arbeiten überhaupt?

Trotz der der Freibeträge und der Absicht, Anreize zur Aufnahme von Arbeit zu schaffen, gibt es Kritikpunkte. Ein wesentlicher Aspekt ist, ob sich Arbeiten überhaupt lohnt, insbesondere für Haushalte mit Kindern.

Die Kritik zielt auf Einkommensintervalle ab, in denen zusätzliches Einkommen vollständig mit dem Bürgergeld verrechnet wird. Ab einem bestimmten Einkommensniveau, beispielsweise 1.200 Euro ohne Kinder bzw. 1.500 Euro mit Kindern, können die Anreize zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sinken. In diesen Intervallen führt Mehrarbeit nicht zwangsläufig zu einer signifikanten Steigerung des verfügbaren Einkommens.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die regionalen Unterschiede bei den Wohnkosten. Diese Unterschiede führen dazu, dass Haushalte in verschiedenen Regionen unterschiedlich viel vom Einkommen behalten können. Dies wiederum kann zu Ungleichheiten zwischen den Bürgern führen.

Vorschläge zur Reformierung des Bürgergeldsystems

Um diesen Herausforderungen zu begegnen und die Anreize zur Arbeitsaufnahme zu stärken, kursieren Reformvorschläge:

  1. Vereinheitlichung der Grundsicherung: Es wird vorgeschlagen, die zweigeteilte Grundsicherung bei der Einführung der geplanten Kindergrundsicherung zu vereinheitlichen. Dies soll die Transferleistungen gerechter gestalten.
  2. Transparentere Hinzuverdienstregelungen: Die Hinzuverdienstregelungen sollen transparenter gestaltet werden, um den Übergang in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu erleichtern.
  3. Neue Kindergrundsicherung: Die Einführung einer neuen Kindergrundsicherung, die Regelbedarfsleistungen, Kindergeld und Kinderzuschlag bündelt. Diese Kindergrundsicherung soll einkommensunabhängige Garantiebeträge und Zusatzbeträge enthalten.
  4. Zusammenfassung von Kosten der Unterkunft: Die Kosten der Unterkunft (Bürgergeld) und das Wohngeld sollen in einem neuen Wohngeldsystem zusammengefasst werden.
  5. Niedrigere Transferentzugsraten: Um die Arbeitsanreize zu fördern, empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat niedrigere Transferentzugsraten für sozialversicherungspflichtige Arbeit.

Die Reformvorschläge zielen darauf ab, die Grundsicherung gerechter zu gestalten, regionale Ungleichheiten zu reduzieren und Anreize zur Arbeitsaufnahme zu erhöhen.

Die Zukunft des Bürgergeldsystems

Die Einführung des Bürgergeldes und die Debatte über seine Ausgestaltung sind wichtige Schritte in der Weiterentwicklung des deutschen Sozialleistungssystems. Die Diskussion über die Effektivität und Fairness dieser Maßnahmen wird fortgesetzt, während politische Entscheidungsträger bestrebt sind, das Sozialsystem kontinuierlich zu optimieren.

Insgesamt zeigt sich, dass das Bürgergeldsystem einen bedeutenden Schritt in Richtung einer effizienteren und gerechteren Sozialleistungspolitik darstellt, während weiterhin daran gearbeitet wird, mögliche Schwachstellen zu beheben und die Lebensqualität für die Empfänger von Sozialleistungen zu verbessern.

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